Das Heldenfinger Kliff
Strand eines einst gewaltigen Meeres
Seit 1936 als Naturdenkmal ausgewiesen
Das Heldenfinger Kliff ist ein Teil der Felsküste des tertiären Meeres.
Hier hat der lang andauernde Anprall der Wellen eine typische Hohlkehle aus dem Weißjura Fels herausgemeißelt. Deswegen ist die Kliff-Linie bei Heldenfingen im Kreis Heidenheim zu Berühmtheit und wissenschaftlicher Bedeutung gelangt. Die Hohlkehle selbst sowie der Fels darunter und darüber ist mit größeren Löchern von Bohrmuscheln und kleineren von Bohrschwämmen bedeckt. Auch der erst 1936 freigelegte schräg ansteigende felsige Meeresboden unmittelbar vor dem Kliff ist in der gleichen Weise von Bohrmuscheln und Bohrschwämmen bearbeitet. Das Heldenfinger Kliff wird von Geologen als besterhaltener fossiler Strand bezeichnet, der in Europa seinesgleichen sucht. Der Fels wurde 1926 auf Veranlassung des württembergischen Landesamtes für Denkmalpflege freigelegt. Er stellt den Strand des einstigen Meeres der Tertiärzeit dar. Dieser Fels setzt sich auch in den angrenzenden Gemeindegrundstücken fort, wie in einem bis 1934 von der Gemeinde betriebenen Steinbruch entdeckt wurde.
Das tertiäre Meer und das Kliff
Obwohl sich der Voralpentrog um mehr als 5000 Meter einsenkte, stieß das Meer nur zeitweise in die Senke vor. In Zeiten der Meeresbedeckung lagerte sich Meeresmelasse ab. Dazwischen gab es Zeiten, in denen sich zwischen Alpen und Schwäbischer Alb flache Seen ausdehnten. In diesen Seen bildete sich die Süßwassermelasse. Über die längste Zeit hinweg aber brachten die Flüsse aus den jungen, aufsteigenden Alpen und aus dem Südwesten der Alb, die damals noch in den Schwarzwald hinaufreichte, soviel Schutt, dass die Senkungsgeschwindigkeit im Voralpentrog mehr als ausgeglichen wurde. Flächenhafte Ablagerungen brachte auf der südlichen Alb erst das mittlere Tertiär. Abgelagert wurde Untere Süßwassermelasse auf der Ulmer und Ehinger Alb. Es handelt sich dabei um meist schneckenreiche poröse Kalke. Im Jungtertiär, vor etwa 25 Millionen Jahren im Miozän, zur Zeit des Burdigalismus, drang das Meer zum letzten Mal in den Voralpenraum ein und überflutete schließlich auch den südlichen Teil der Alb. Vom Ries bis in die Gegend von Tuttlingen ist das Brandungskliff des tertiären Meeres noch heute als deutlicher Geländeknick, als Klifflinie, erkennbar. Am Ortsrand von Heldenfingen im Kreis Heidenheim ist ein Stück dieser Steilküste im Fels so gut erhalten, dass man sich schwertut mit der Vorstellung, dass seit der Zeit, als hier die letzten Wellen über die flache Strandebene anrollten, 18 Millionen Jahre vergangen sein sollen. Der Massenkalkfels ist von Bohrwurm- und Bohrmuschellöchern durchsetzt. Diese Tiere lebten damals im Spritzwasserbereich. Auch der felsige Meeresboden, den die Bohrmuscheln durchlöchert haben, ist großartig erhalten. Nach Süden fällt die Felsplatte langsam ab. Sie war ein Teil der Brandungsebene, der Schorre. Von Heldenfingen aus lässt sich die Klifflinie nach Nordosten und Südwesten verfolgen. Nach dem Rückzug des Meeres blieb südlich des Kliffs zunächst ein amphibisches Land zurück. Mehr oder weniger ausgesüßte Seebecken, in denen recht Unterschiedliches abgelagert wurde, Sand und Pflanzenreste im einen, Kalkstein, Mergel und humusreiche Böden im anderen. Die Alb senkte sich zunächst noch ab. Sogar nördlich des Kliffs kam es zu Ablagerungen von Süßwassermelasse. Vor ungefähr 15 Millionen Jahren begann sich die Alb herauszuheben. Das Kliff liegt heute bei Heldenfingen 590 Meter hoch. Bei Tuttlingen erreicht es 850 Meter. Entsprechend der Heraushebung trieften sich die Täler ein. Auch die Verkarstung des tieferen Untergrunds begann.